Rosa Mystica

ENGLISCHE CHORMUSIK AUS RENAISSANCE UND ROMANTIK
mit Werken von Tomkins, Elgar, Morley, Holst, Gál u.a.

 

Viele Wege führen nach Weihnachten. Ob inhaltlich streng an die christliche
Uberlieferung angelehnt, als Ruf zum „Frieden auf Erden” oder individuell je
und je so verstanden, dass am Ende die Liebe siegt und die Gewalt nicht
das letzte Wort hat. So vielfältig wie die Sicht auf das Fest, ab dem durch
die Wintersonnenwende die Tage wieder länger werden, ist auch die Musik,
die es dazu gibt. Ein Ausschnitt aus diesem Kosmos erklingt in unserem
diesjährigen Weihnachts- und Adventskonzert:

Der Titel Rosa Mystica” verweist auf das gleichnamige Stück für
vierstimmigen Chor a cappella aus dem Zyklus „Ad majorem Dei gloriam
von Benjamin Britten (1913-1976), ein Meisterwerk aus rhythmischer Kraft,
Klangeffekten und eigentümlich-genialer Harmonik. Es entstand Ende der
1930er-Jahre auf die mystisch angehauchten Worte des viktorianischen
Dichters Gerald Manley Hopkins – es geht darin um (unser aller) Mutter
Gottes und das Jesuskind. Die geplante Uraufführung 1939 kam wegen des
Zweiten Weltkriegs nicht zustande, sie fand erst 1989 statt.

Maria ist die Schlüsselfigur der Advents- und Weihnachtszeit und prägt
besonders die Adventsmusik. Das Magnificat, das Loblied der Maria, das sie
anstimmt, nachdem ihr der Engel die Geburt Jesu angekündigt hat, hat im
Advent einen besonderen Platz. In unserem Programm erklingt ein
Magnificat des bekannten zeitgenössischen lettischen Komponisten Eriks
Esenvalds (‘1977), das 2013 uraufgeführt wurde.

Zuvor eröffnet das Konzert mit dem marianischen Hymnus „Ave maris
stella” des Norwegers Trond Kverno (‘1945), dann erklingen im Laufe des
Konzertes zwei Werke des Dänen John Hgybye (‘1939), und es endet mit
zwei englischen Carols im Satz des Norwegers Ola Gjeilo (‘1978). Sieben
Werke also aus der skandinavisch-baltischen Komponierstube, die inter-
national in Sachen Chormusik immer bedeutsamer wird und auf der in
diesem Konzert ein gewisser Schwerpunkt liegt.

Bereits die Chorszene erobert haben die US-Komponisten Morten Lau-
ridsen (‘1943) und Eric Whitacre (‘1970). Ihre Werke „O nata lux” und „ Lux
aurumque” sind in den vergangenen Jahren zu Hits in einer Welt geworden,
in der sich zunehmend Einflüsse aus der Popmusik entfalten. So ist sie, die
Weihnachtsmusik des 21. Jahrhunderts: vielschichtig, multiperspektivisch,
irgendwie klar und voller Gefühl, kurz: wunderbar!

Text: Reinhard Mawick

Mitwirkende

HARVESTEHUDER KAMMERCHOR
ORGEL: EBERHARD LAUER (HAMBURG)
LEITUNG: EDZARD BURCHARDS